VUKV
Forschung, Entwicklung und Prüfwesen von Schienenfahrzeugen
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Geschichte

Gesellschaft

Die Tradition im Bereich der Schienenfahrzeuge, auf die VÚKV a.s. aufbaut, ist sehr lang. Die heutige VÚKV a.s. (ehemals Forschungsinstitut für Schienenfahrzeuge) ist durch eine schrittweise Entwicklung aus dem Konstruktionsbüro der Ringhoffer-Werke entstanden. Damit knüpft es direkt an die Tradition der Entwicklung und Produktion von Transportfahrzeugen in Prag, Smíchov, an.

Als Gründungsdatum der Ringhoffer-Werke kann der 1. Dezember 1852 angesehen werden. Die Einrichtung einer eigenständigen Konstruktionsabteilung ist erst 1880 schriftlich dokumentiert. Die ersten von Ringhoffer produzierten tschechischen Wagen wurden noch nach ausgeliehenen Zeichnungen hergestellt, aber schon bald gab es eigene Zeichnungen. Das Jahr 1867 kann als Beginn der eigentlichen Konstruktion von Schienenfahrzeugen angesehen werden.

Die Ringhoffer-Werke in Smíchov fusionierten 1936 mit den Fabriken in Kopřivnice, Studénka, Kolín, Česká Lípa und der elektrotechnischen Firma Sousedík in Vsetín. So entstand ein großer Konzern, der sich mit der Herstellung von rollendem Material beschäftigte - Závody Ringhoffer-Tatra. Das zentrale Konstruktionsbüro wurde in das so genannte Evidenzbüro, kurz EVIKA, eingegliedert, in dem die Aufträge für Konstruktionslösungen für alle Werke konzentriert und bearbeitet wurden. Nach 1949 wurde das Konstruktionsbüro EVIKA mehrmals umstrukturiert, und nach der letzten Umstrukturierung wurde das Forschungsinstitut für Schienenfahrzeuge Prag (VÚKV) gegründet, das am 1. April 1958 seine unabhängige Existenz begann. Damals gehörte sie zu den Tschechoslowakischen Tatra-Wagen, einer Vereinigung nationaler Unternehmen mit Sitz in Studénka.

Im Jahr 1965 wurde der Verband der nationalen Unternehmen aufgelöst und VÚKV wurde zusammen mit den Waggonbauwerken in die Gruppe Závody těžkého strojírenství in Martin (Slowakei) überführt. Ab 1970 wurde VÚKV in den tschechoslowakischen Waggonbaukonzern mit Sitz in Prag eingegliedert, was sich auch durch die Verlegung des Hauptsitzes des Konzerns nach Poprad in der Slowakei im Jahr 1983 nicht änderte. Zu dieser Zeit hatte VÚKV Zweigstellen in Cerhenice, Česká Lípa, Studénka, Poprad und Žilina und erreichte mit rund 350 Mitarbeitern seine größte Ausdehnung in seiner Geschichte.

Nach der Änderung der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der Tschechoslowakei im Jahr 1989 wurde der Konzern aufgelöst und VÚKV wurde zu einem unabhängigen Staatsunternehmen. Bis zum Jahr 2000 wechselten sich verschiedene tschechische Investmentfonds, Unternehmen und Kleinaktionäre, darunter auch die Mitarbeiter selbst, als Eigentümer von VÚKV a.s. ab. Keiner dieser Eigentümer hatte jedoch einen entscheidenden Anteil an VÚKV a.s. Im Jahr 2000 kam es zum ersten Mal zu einer grundlegenden Änderung der Eigentumsverhältnisse von VÚKV a.s. Český TÜV s.r.o., Teil der TÜV Süddeutschland Holding AG in München, kaufte schrittweise mehr als 96 % der Anteile auf, wodurch VÚKV a.s. erstmals einen einzigen kontrollierenden Eigentümer hatte. Da der TÜV hauptsächlich im Prüfwesen tätig ist, wurde dieser Tätigkeitsbereich auch in der VÚKV a.s. entwickelt. Nach mehr als drei Jahren verkaufte der TÜV s.r.o. im Februar 2004 seine Anteile an den Industriekonzern Škoda Holding a.s. Dieser Mehrheitseigentümer erwarb im Jahr 2006 die Anteile der verbleibenden Minderheitsaktionäre von VÚKV a.s. und wurde damit zum alleinigen Aktionär.

Die Tatsache, dass sich das Konstruktionsbüro für Schienenfahrzeuge seit den 1920er Jahren im Verwaltungsgebäude des ehemaligen Ringhoffer-Werks befand und die Aktiengesellschaft VÚKV bis August 2004 im selben Gebäude untergebracht war, hat einen bemerkenswerten historischen Fundus an Archivmaterial des Unternehmens und seiner Vorgänger erhalten, der hauptsächlich Zeichnungen und Fotodokumentation enthält. Die ungebrochene Kontinuität seit Mitte des 19. Jahrhunderts, die auch durch den Umzug des Unternehmens vom alten Ringhoffer-Palast in den nagelneuen Office Park in Nové Butovice nicht gestört wurde, ist nach Meinung einiger Experten in Europa einmalig.

In VÚKV, das von 1958 bis 1989 als Forschungs-, Entwicklungs- und Versuchszentrum für die tschechoslowakische Waggonindustrie diente, entstanden Studien und Zeichnungen von Prototypen für praktisch alle von der tschechoslowakischen Waggonindustrie hergestellten Personenwagen, Diesel- und Elektrotriebwagen und -einheiten. Neben den Fahrzeugen für den Reiseverkehr wurden auch Entwürfe für Güterwagen entwickelt. Besonderes Augenmerk wurde auf die Entwicklung von Drehgestellen für alle von der tschechoslowakischen Waggonindustrie hergestellten Fahrzeuge gelegt.

Unter den in dieser Zeit entwickelten Vorortzügen sind die ersten elektrischen Vorortzüge der Baureihen 451 und 452 (EM 475.0, EM 475.1 und EM 475.2), die elektrischen Vorortzüge der Baureihen 460 (EM 488.0) und 560 (SM 488.0) sowie die Prototypen der Baureihe 470 zu nennen. Zu dieser Einheit gehörten auch Doppelstockwagen, die zum ersten Mal in der Tschechoslowakei entwickelt wurden.

Im Bereich der Dieseltriebwagen wurde eine sehr umfangreiche Entwicklungsarbeit geleistet. In den 1960er Jahren entwickelte die VÚKV unter anderem die Dieseltriebwagen der Reihe 820 (M 240.0) sowie 850 und 851 (M 286.0 und M 286.1). Ende der 1960er Jahre wurde eine Garnitur mit zwei Triebwagen der Baureihe 853 (M 296.1) und den dazugehörigen Anhängern für den internationalen Einsatz entwickelt und auf dem internationalen Vindobona-Express von Berlin nach Wien eingesetzt. Von diesem Triebwagen wurde die Baureihe 852 (M 296.2) für den Inlandsverkehr abgeleitet. Anfang der 1970er Jahre wurden Prototypen des 860 (M 475.0) mit allen angetriebenen Achsen und elektrischer Kraftübertragung entwickelt. In den 1970er Jahren wurde der zweiachsige Triebwagen 810 (M 152.0) mit Anhängern entwickelt. Mit Hilfe von mehreren hundert dieser Triebwagen wurde die Motorisierung des Personenverkehrs auf den Nebenstrecken der damaligen ČSD abgeschlossen. In den 1980er Jahren wurde die Entwicklung des vierachsigen 842 (M 273.2) vorangetrieben und vor allem der Triebwagen AČ 2 für die Sowjetunion, der in Vagónka Studénka in einer Gesamtzahl von 122 Trieb- und 244 Anhängerwagen hergestellt wurde.

Im Bereich der Reisezugwagen wurden die Wagen der Serie Baim entwickelt, die in mehreren Serien realisiert wurden, sowie Anhänger für die oben genannten Kraftfahrzeuge.

Ein sehr wichtiger Bereich der Entwicklungstätigkeit war die Entwicklung von Drehgestellen sowohl für Reisezugwagen als auch für Güterwagen. Die ersten Fahrgestelle in der Tschechoslowakei für eine Geschwindigkeit von 200 km/h wurden in VÚKV entwickelt. Die bei der Entwicklung dieser Drehgestelle gewonnenen Erkenntnisse wurden dann in das internationale Projekt zur Entwicklung des GP 200-Drehgestells eingebracht, das von VÚKV zusammen mit Vagónka in Görlitz, Deutschland, entwickelt wurde. Die ersten Fahrgestelle mit Luftfederung in den damaligen sozialistischen Ländern wurden ebenfalls bei VÚKV entwickelt.

Heutzutage gerät eine sehr wichtige Tätigkeit des VÚKV aus den 1980er Jahren langsam in Vergessenheit. Es ging um die Koordinierung des Projekts und die eigentliche Konstruktion von modularen Ölpumpstationen für die damalige Sowjetunion. Die sehr enge Zusammenarbeit des VÚKV bei diesem Projekt mit Vagónka Studénka, Vagónka Poprad und Vagónka Trebišov war ebenfalls von Vorteil.

Nach den gesellschaftlichen Veränderungen im Jahr 1989 wurde der tschechoslowakische Waggonbaukonzern aufgelöst und VÚKV musste seine neue Position im Bereich der Entwicklung und Prüfung von Schienenfahrzeugen finden. Sehr schnell gelang es, Kontakte mit ausländischen Unternehmen zu knüpfen, und VÚKV verließ für eine Weile fast den tschechoslowakischen oder tschechischen Markt im Bereich der Entwicklung. In dieser Zeit entstanden viele erfolgreiche Projekte sowohl für Fahrzeuge als auch für Drehgestelle.

Im Bereich der Fahrzeuge sei an die Modernisierung der historischen Straßenbahn für Lissabon (Hersteller war AEG) oder die Entwicklung des sehr erfolgreichen Regio Shuttle RS1 für ABB Henschel erinnert. Später war der Hersteller dieses Triebwagen die Firma Stadler. Sehr umfangreich war auch die Zusammenarbeit mit PFA Weiden, für die u.a. der Comfortschlafwagen entwickelt wurde, der nach einigen Modifikationen schließlich von Siemens hergestellt wurde. VÚKV a.s. war auch an der Entwicklung von Bombardier-U-Bahn-Fahrzeugen für die Stadt Guangzhou in China oder der 680er-Einheit für die Tschechischen Bahnen beteiligt, deren Hersteller das italienische Unternehmen Alstom Savigliano ist.

Im Bereich der Lokomotiven führte VÚKV a.s. u.a. die Entwicklung einer Schmalspurlokomotive für Gmeinder oder z.B. den Umbau der Lokomotive V 100 für Bombardier durch.

VÚKV a.s. war auch auf dem Gebiet der Drehgestellentwicklung sehr aktiv. Die Entwicklung von Fahrgestellen für Bombardier ist eines der erfolgreichsten Projekte. Dazu gehören Drehgestelle für Eisenbahnen in Bangladesch, eine Straßenbahn in Okayama und U-Bahn-Wagen in Helsinki und New York.

Neben den Entwicklungstätigkeiten dürfen auch die Aktivitäten der Versuchsbasis nicht außer Acht gelassen werden. Während bis 1989 hauptsächlich Versuche für die tschechoslowakische Waggonindustrie durchgeführt wurden, änderte sich die Situation nach 1989 grundlegend. 1996 war die Prüfstelle VÚKV a.s. die erste ausländische Prüfstelle, die vom deutschen Eisenbahnbundesamt anerkannt wurde. Diese Anerkennung öffnete den europäischen Herstellern die Tür. Zu den Kunden zählen alle großen Hersteller von Personen- und Güterfahrzeugen sowie Lokomotiven.

Die Erweiterung des Kundenportfolios erforderte den Bau neuer Prüfeinrichtungen, die Verbesserung der professionellen Struktur und vor allem die Anschaffung moderner und wettbewerbsfähiger Prüf- und Messgeräte. Ende der 1980er Jahre wurden die Spezialgeräte für statische Festigkeitsprüfungen umfassend modernisiert und die Geräte zur Datenerfassung bei statischen und dynamischen Festigkeitsprüfungen kontinuierlich erneuert. Auch der Eisenbahn-Universalmesswagen wurde erneuert, der es ermöglicht, bei Versuchsfahrten Messungen auf höchstem Niveau durchzuführen. Es ist das einzige Messfahrzeug in der Tschechischen Republik, das eine Geschwindigkeit von 200 km/h erreicht. Im letzten Jahrzehnt wurde auch die Entwicklung von einzigartigen Messradsätzen für Fahr- und technische Tests erfolgreich durchgeführt. Es wurde eine Kalibrierungsbedingung für Messradsätze und Prüfgeräte für Entgleisungssicherheitstests entwickelt.

Im Jahr 2021 schloss VÚKV a.s. die Umsetzung des Projekts "Erweiterung der Forschungs- und Entwicklungsinfrastruktur von VÚKV a.s." ab. im Rahmen des operationellen Programms Unternehmen und Innovationen für die Wettbewerbsfähigkeit - Potenzial, das darauf abzielt, Forschung und Entwicklung zu stärken, neue Technologien für die Prüfung von Schienenfahrzeugen und deren Komponenten einzuführen und die Arbeitsbedingungen im Prüflabor zu verbessern. Dieses Projekt wurde von der Europäischen Union finanziell unterstützt.

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